FORTITUDE-Studie (Reldesemtiv in der Phase 2) erfolgreich abgeschlossen

In einer Pressemitteilung am 05. Mai 2019 und einer Präsentation auf dem Europäischen ALS-Kongress (European Network to Cure ALS, ENCALS) in Tours (Frankreich) am 17. Mai 2019 wurden die Ergebnisse der Phase 2-Studie mit Reldesemtiv (FORTITUDE-Studie) vorgestellt.

Reldesemtiv ist ein innovatives Medikament des amerikanischen Arzneimittelunternehmens Cytokinetics Inc. (South San Francisco, USA), das auf eine verbesserte Muskelfunktion, Verlangsamung des Krankheitsverlaufes und Verlängerung des Überlebens abzielt. Das Medikament gehört zur Gruppe der Troponin-Aktivatoren, die zu einer Aktivitätssteigerung und erhöhten Leistungsfähigkeit von Muskelzellen (Myozyten) führen. Das Medikament verändert die Freisetzung des Neurotransmitters Kalzium von einem regulatorischen Troponin-Protein Komplex der Skelettmuskulatur, in deren Folge die motorische Kraft der Myozyten verbessert werden kann. Aufgrund der eingeschränkten motorischen Leistungsfähigkeit von Myozyten bei der ALS gilt die Substanzgruppe der Troponin-Aktivatoren als innovative Medikamentengruppe, um die ALS-bedingte Abnahme der motorischen Funktion zu reduzieren.

Reldesemtiv wurde in einer Phase 2-Studie bei 458 ALS-Patienten in den USA, Kanada und Australien (sowie zwei Europäischen ALS-Zentren in den Niederlanden und Irland) hinsichtlich der Verträglichkeit und Wirksamkeit untersucht. Dabei wurden 4 ALS-Gruppen gebildet und über 12 Wochen behandelt (Plazebo, Reldesemtiv 150 mg, 300 mg und 450 mg). Neben der Verträglichkeit wurde das Wirksamkeitskriterium der langsamen Vitalkapazität (Slow Vital Capacity, SVC) untersucht. Dieser Parameter ist von besonderer Bedeutung, da die SVC als Maß der Atemfunktion gilt, die wiederum für die Lebensqualität und das Überleben bei der ALS von besonderer Relevanz ist. Im Untersuchungszeitraum von 12 Wochen zeigte sich ein Unterschied zwischen der Reldesemtiv-Gruppe (Zusammenfassung aller drei Dosierungsgruppen) und der Plazebo-Gruppe von 1,7 Prozent. Dies entspricht einer Verminderung der SVC-Abnahme von 27 Prozent. Ein vergleichbares Ergebnis entstand für die motorische Funktion, die mit der ALS-Funktionsskala (ALS-FRS) ermittelt wurde. Nach 12 Wochen der Behandlung ergab sich ein Unterschied von 0,9 Skalenpunkten zugunsten der Reldesemtiv-Gruppe im Vergleich zur Plazebo-Gruppe. Der Medikamenteneffekt entsprach einer Verminderung der ALS-FRS Abnahme um 25 Prozent in der Reldesemtiv-Gruppe im Vergleich zur Plazebo-Gruppe. Eine statistische Signifikanz war aufgrund der geringen Studiendauer (3 Monate) noch nicht zu erwarten (Phase 2-Studie). Die positiven Ergebnisse der Phase 2-Studie liefern die Grundlage für die Realisierung einer Phase 3-Studie (mit einer Behandlungsdauer von 12 Monaten und einer erweiterten Patientengruppe) die für 2020 geplant und organisiert wird. Das ALS-Zentrum der Charité (sowie weitere ALS-Ambulanzen in Deutschland) sind zur Teilnahme an der Phase 3-Studie vorgesehen. Am Rande der Europäischen ALS-Konferenz in Tours (Frankreich) wurden die ersten Vorbereitungen getroffen.

Link zur Pressemitteilung von Cytokinetics: http://ir.cytokinetics.com/news-releases/news-release-details/cytokinetics-announces-results-fortitude-als-phase-2-clinical

Quelle: CHARITÉ – UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN, Charité Centrum für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie

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Prof. Dr. Thomas Meyer Facharzt für Neurologie Ambulanzleitung Ambulanz für ALS und andere Motoneuronenerkrankungen Charité – Universitätsmedizin Berlin
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